*Bitte Sicherheitshinweise und Verbesserungen vom 10.06.2019 beachten; siehe Skizzen und Bilder weiter unten*
Carla Cargo Engineering GmbH ist ein freiburger Hersteller von Fahrrad-Lastenanhängern, der sein Konzept als Open-Source-Bauanleitung veröffentlicht hat.
Damit der Fahrradanhänger in Workshops auch von Laien nachbaubar ist, wurde das Carla Cargo Crowd Modell vereinfacht. Die Workshop Carla ist dabei herausgekommen:
- 2-dimensionaler Rahmen aus Rechteckrohr
- Auflaufbremse für Hydraulik-Felgenbremsen (Magura HS11); sie vertragen weniger exaktes Arbeiten als Scheibenbremsen
- Der Hänger hat standardmäßig keine Motorisierung, sodass die Kupplung alle Zugkräfte aufnehmen muss. Sie ist in Anlehnung an landwirtschaftliche Fahrzeuge mittels Bolzen und Öse realisiert.
- Eine nachträgliche Motorisierung ist möglich, wobei ich aus verschiedenen Gründen im Allgemeinen eine Motorisierung des Zugfahrrades empfehle.
Hier sind meine Baupläne:
Carla_Skizzen20180706.pdf
Carla_Material20180706.pdf
Es handelt sich dabei um eine Version mit 60×20 er Rechteckrohr. Mit 35 kg Leergewicht ist die Workshop Carla nicht schwerer als die käufliche, unmotorisierte Carla.
Deichsel-Update und weitere Änderungen
Deichsel-Update_Carla20190721.pdf
Es gibt folgende, teilweise sicherheitsrelevante Verbesserungen der Konstruktion, die zur Nachrüstung dringend empfohlen werden.
- Gummianschlag an Deichsel: Dämpfung der Kraftspitzen + leisere Mechanik
- Klemmung des Bremsgriffhalters: kraftschlüssige Flächenpressung statt Scherbelastung der Schrauben
- Kupplungsösenlager: mittels Gleitlagern und Bolzen umgesetzt statt der Nutzung eines M12-Gewindes –> kein Ausschlagen des Gewindes mit fatalen Folgen
- Leitungsführung Hydraulik- und Bremszugleitungen durch einen (Schlüssel-)Ring: kein Abknicken und Verdrehen der Leitungen mehr!
- Kanten- und Eckenschutz: Holzklötze vorne, hinten und seitlich + Fahrradschlauchwicklung
Anmerkung zum Selbstbau:
Wer nur Kosten sparen will, sollte sich in der Regel die kommerzielle Version zulegen – zumal es hier gerade eine satte 30%-Förderung gibt! Werden die Arbeitsstunden und gar die Zeit für das Einrichten und Organisieren einer Werkstatt, des Materials, etc. in die Rechnung mit einbezogen, könnte mensch sich schnell wundern!
Rund und stimmig wird die Sache, wenn der Selbstbau, das Lernen gewollt sind und Spaß machen! Dann ist ein Workshop genau richtig. Sollte eine Werkstatt vorhanden sein und sind Kenntnisse im Metallbau bereits da, sieht die Sache machbar aus.
Hier sind einige Bilder mit Hinweisen zum Selbstbau:
- Übersicht aller Rohre und Anbauteile für Rahmen und Deichsel
- Knotenbleche für die seitliche Aussteifung des Steuerrohrauslegers
- Kupplungsauge mit M12-Schraube und Muttern
- Deischselteile
- Bodenplattenhalter, Abweißerbleche, Achsaufnahmen und Bremssockel
- Rohrstoßbleche, Licht-, Schutzblech- und Schutzblechstrebenhalter und Prallklotzbleche
- Anschweißen der Achsaufnahmen an einer 26″-Gabel ( 20″ Gabeln sind entweder Murks, high-End-teuer, oder haben BMX-Rahmen üblich kurze Gabelschäfte)
- Carla mit Nutzrad im Gespann; finanziert wurde es von der Anstiftung – Herzlichen Dank dafür!! Eingesetzt wird es u.a. für die GartenCoop im Verteilpunkt Zähringen in Freiburg; es ist über Velogistics.net ausleihbar
- Die Wendigkeit des Gespanns ist dank der Dreirädrigkeit der Carla unschlagbar
- Die Hydraulikleitungen stehen bei nach hinten geklappter Deichsel besonders nach oben –> bedachter Umgang; Ein kürzerer Vorbau würde die notwendige Länge etwas vermindern
- Die Leitungsführung ist mit Laschen aus Lochband umgesetzt
- Befestigungswinkel des Schutzbleches
- leitungsführung am Steuerrohrausleger mittels angeschweißter U-Scheiben
- Abweißerbleche zum Schutz der Achsstummel/ Schnellspannachsen
- Prallklötze aus Holz…
- …vor allem zum Aufstellen gedacht
- Knotenbleche zur seitlichen Aussteifung des Tretlagerauslegers
- Halteblech rechts vorne für einen Frontstrahler (noch nicht angebracht) – gespiegelt wie Scheinwerferhalter links
- eine 26″ gabel wurde hier durch aufgeschweißte Achsaufnahmen zur 20″ Gabel. Der verminderte Nachlauf (ca. 30 mm) ist für die Fahreigenschaften des Gespanns sogar eher vorteilhaft (geringere Kurvendrift)
- Das Vorderrad kann fast 180° nach hinten geschwenkt werden; eine komplette Drehung ist nicht möglich, weil sonst die Gefahr bestünde die Verkabelung zu beschädigen; der Scheinwerfer ist außerhalb des Sperrraums
- Achtung, die Drahtseilschlaufen um die Bremshebel müssen fest sitzen und ggf. gegen Verrutschen gesichert werden. Z.B. mittels Kabelbinder (Bohrung durch Bremshebel oberhalb der Schlaufe)
- verstellbarer Anschlag der Auflaufbremsmechanik; Die Mechanik lässt den kompletten Spielraum der verwendeten Bremshebel nutzbar werden
- Es können alle gängigen Bremshebel verschiedenster Bremstypen verwendet werden (hydraulisch/mechanisch; Scheiben-, Felgen oder Trommelbremsen)
- Die Länge der Deichselgabel ist auf den Vorbau abgestimmt; die Bremshebel haben bei leichter V-Stellung gerade noch Platz bei umgelegter Deichsel
- Schmiernippel (Das Gewinde wurde in aufgeschweißten Sockel geschnitten) und Dämpfung der Auflaufbremsmechanik mittels Fahrradschlauch
- Die verbindung der beiden Beweglichen Einheiten der Auflaufbremsmechanik geschieht über Bowdenzüge. Diese müssen beim Bremsvorgang erst gestreckt werden, was den Verstellweg der Mechanik, ebenso wie die Kräfte die auf diese dann wirkt vergrößern; Eine Wippe mit Gleitlager könnte diesen Nachteil verhindern, würde die Konstruktion aber auch aufwendiger machen; So wie sie ist, tut sie schon gute Dienste
- Hier ist reichlich Platz zwischen den Laufrädern, denn bei einer Bemsung schiebt sich die der Anhänger mittels Deichselmechanik ca. 3-6 cm in Richtung Hinterrad des Zugrades; Ebenso muss sichergestellt sein, dass die Deichsel nicht am Ende des Gepäckträgers aufsetzen kann – z.B. beim Überfahren von Bodenwellen oder in Kurven
- Das Kupplungsauge des Hängers ist mittels eines Stück Kraftstoffschlauch und zwei Wicklungen Fahrradschlauch um den Kupplungsbolzen spielfrei geführt
- Die Sicherungskappe wird gegen den Kraftstoffschlauch gut handfest verspannt!
- Ebenso wichtig ist, dass das Kupplungsauge nicht auf Anschlag in die Deichsel geschraubt wird. Beim Umkippen vom Zugrad oder der Carla kommt es so nicht zu einer Beschädigung der Mechanik/ des Rahmens
- Der Fahrradschlauch wird einmal möglichst flach/ gut anliegend um den Kupplungsbolzen gewickelt und danach am Sockel ein zweites mal – als Auflage nach unten hin
- Kupplung für Carla-Fahrradanhänger. Die Kupplung kann auch als Haltegriff bei der Personenmitnahme dienen
- Workshop-Carla mit 60x40er Rahmen
- Kupplung zur Montage an der Sattelstütze…
- …abei ist der Kupplungsbolzen genau hinter der Sattelstütze zu positionieren. Der Bolzen ist dann leicht zur Seite geneigt, was nicht weiter stört. Die Klemmung muss so fest sein, dass die Schelle beim Fahren nicht verrutscht.
- Umkippen: Die Tücke am Carla-Anhänger ist, dass mensch ihn beim Fahren nicht sieht – und bei Bodenunebenheiten springt und hüpft er, besonders unbeladen, stark umher. Auch wegen der Dreirädrigkeit, die ihn weniger kippstabil macht, braucht es die genaue Kenntnis der Grenzen und…
- …und der Funktionsweise des Hängers. Leider kann sich die Deichsel beim Umkippen am langen und hohen Gepäckträger verbiegen.
- Fahrradschläuche, von hinten nach vorn, gegeneinander gewickelt dienen als Rammschutz
Hier die alte Version aus 60x40er Rohr.
Carla_Skizzen20161215.pdf
Carla_Material20180331.pdf
Ziel war es hier möglichst wenig verschiedene Rohrquerschnitte zu verwenden. Deswegen ist dieses Modell an der ein oder anderen Stelle bewusst überdimensioniert.
Beladungen und Einsätze
Carla Cargo Workshop im Hobbyhimmel – November 2016
Sechs Workshop-Carlas sind in meinem Workshop entstanden. Sie sind alle leihbar und stehen gemeinnützigen Initiativen zur Verfügung. Unter www.velogistics.net können sie gefunden werden.
- Freies Lastenrad Stuttgart
- Sozialkraftwerk e.V. in Schwäbisch Gmünd
- Lüneburg im Wandel
- Männerschuppen in Bamberg
Vielen Dank an die Anstiftung, den Hobbyhimmel und Carla Cargo für die Unterstützung des Workshops!
Workshop in der Gemeinschaft Tempelhof – Dezember 2015
Die beiden Anhänger werden vor Ort in der Landwirtschaft eingesetzt und ersetzten ein KFZ. Die 150 Menschen versorgen sich zu über zwei Dritteln selbst. Die Rahmenkonstruktion ist noch in Anlehnung an Carla Cargo Crowd in Gitterrohrbauweise ausgeführt, aber schon weiter vereinfacht. Mein erster Carla-Bau und -Workshop.